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AutorenbildLars Reckermann

Der Herr der Fliege

Aktualisiert: 14. Jan. 2020


Ins menschliche Hirn brennen sich meist peinliche Momente. Ich erinnere mich da an einen Apriltag im Jahr 1984. Meine Eltern ließen mich damals konfirmieren, und irgendwann kamen wir an den Punkt, an dem es um einen passenden Anzug für das Kind, sprich mich, ging. Anders als Mädchen tauschen sich Jungs vor so einem Tag nicht aus und fragen hektisch nach: „Was trägst Du denn?“ Es waren halt die 80er. Es gab diese Vanillia-Hosen und die Jeans hatte Lederstreifen.


Was die 80er, zumindest aus der Sicht der Mode, auf jeden Fall nicht waren, waren eine kleine schwarze Fliege, ein Topfdeckelhaarschnitt und ein dunkler Seidenblazer mit mausgrauer Polyester-Buxe. Genau in solch eine Kombination schoss mich aber meine Mutter, unter anderem weil es Oma so wollte. Meinem Vater war es egal und ich wurde nicht gefragt.


Dass es 1984 durchaus Alternativen zum Spießerismus gab, bewiesen alle anderen 14 Jungs, die mit mir konfirmiert wurden. Ich war auf der Kirchbank die Lachnummer. Ich bewundere mich bis heute dafür, dass ich nicht schwer traumatisiert die Kirche verlassen habe. Dafür war ich an diesem Tag der Held aller Großmütter, die nur dank meiner reaktionäre Garderobe nicht vom Glauben abfielen. Gedankt hat’s mir die Kirche nie.



 

Reichen eigentlich 49 Jahre, na gut, fast 50 Lebensjahre aus, um eine Halbzeitbiografie zu schreiben? Ich denke, es hat sich eine Menge Kurioses, Schönes, Nachdenkliches und Lustiges angesammelt. Bis zu meinem 50. Geburtstag schreibe ich einige Erinnerungen hier einfach einmal nieder. Will doch keiner lesen? Ja Gott, dann lasst es. Wen es interessiert ... willkommen in meiner Welt.

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