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AutorenbildLars Reckermann

Fünf Freunde Teil I

Aktualisiert: 14. Jan. 2020


Wir sind fünf Jungs und wir kennen uns seit unglaublich vielen Jahren – aus der Schulzeit, aus der Jugendmannschaft im Tischtennis-Verein Holzwickede. Im Jahre 2005, da zählte jeder von uns schon mindestens 35 Lebensjahre, fuhren wir ein Wochenende nach Aachen. Irgendwie hatten wir uns etwas aus den Augen verloren. Wir wollten uns einfach mal wieder treffen. Ohne Frauen oder Partnerinnen, nur wir Jungs. Kurzum: eine klassische Herrenfahrt.


Ich muss die Mannschaft kurz vorstellen: Chico, Lise, Maka, Scholli und eben ich. Vom Bürokaufmann über einen Kraftwerksmeister, Ingenieur, Chemiker bis zum Redakteur sind wir ein bunt gemischter Haufen. Ich gehe wohl nicht zu weit, wenn ich sage, dass wir bis auf unsere Reisetouren unglaublich wenig Gemeinsamkeiten haben, erschreckend wenig sogar. Wir haben unterschiedliche Musikgeschmäcker, unterschiedliche politische Auffassungen, wir haben extrem unterschiedliche Launen, aber irgendwie funktioniert das für ein paar Tage immer ganz gut. Was uns eint: absolutes Vertrauen untereinander, kaum bis gar keine Geheimnisse voreinander. Nein, es geht viel einfacher und in einem Wort „Freundschaft“.

In Aachen entstand die Idee eines regelmäßigen Treffens, ein, maximal zwei Mal im Jahr. Egal, wo es uns im Leben noch hin verschlagen würde, wir wollten uns regelmäßig sehen.

Da so eine Reise auch Geld kostet, stellten wir eine wichtige Regel auf. 150 Euro sollte die Reise pro Person maximal kosten. Darin enthalten sein mussten die An- und Abreise und die Übernachtungskosten. Ein Abendessen und das Willkommen-Pils sollten auch inklusive sein. Nach 14 Jahren sind die Preise angepasst worden. Wir liegen jetzt bei 250 Euro pro Person. Meist gibt es dafür auch immer eine Aktion, dazu später mehr.


Da wir in Aachen gestartet sind, sollte die zweite Stadt mit dem Buchstaben B beginnen. Fortan war unsere Alphabetreise geboren. Stand heute, also im Dezember 2019, sind wir beim Buchstaben V angekommen, und ich plane derzeit die für Anfang Februar 2020 angesetzte W-Reise.


Kurz zu den Zielen: Wir waren in Aachen, Bremen, Celle, Dublin, Essen, Fürstenfeldbruck, Göteborg, Hamburg, Iserlohn, Jülich, Koblenz, Los Angeles/Las Vegas, Münster, Norderney, Oberhausen, Paderborn, Quedlingburg, Rüdesheim, Starnberg, Texel, Unterhaching und Vossemeren. Ich weiß, an einigen Stationen stoppen Sie? Dublin für 150 Euro, Las Vegas auch? Also die Fernreisen haben wir mit Billigtickets geschafft. Dublin und Göteborg konnten wir mit 150 Euro schaffen. In Göteborg haute uns indes das abendlichen Trinken so hart in die Kasse, dass wir uns wochenlang nicht mehr davon erholten. Umgerechnet zehn Euro fürs Bier bezahlen zu müssen liegt noch heute wie ein 50-Liter-Fass abgelaufener Gerstensaft auf unseren Lebern.


Las Vegas haben wir für diesen Preis natürlich nicht geschafft. Wir hatten uns kurz nach dem Start unserer Reise nach Aachen verabredet, so zur Mitte hin eine größere Reise zu machen und an unsere Reisekasse für diese Tour eine 0 anzuhängen. Also statt 150 Euro musste jeder 1500 Euro bezahlen. Wir konnten sieben Jahre dafür sparen. Dafür war in diesen 1500 Euro wirklich alles enthalten. Flug, Auto, Unterkünfte, Essen, Trinken und sogar pro Person 40 Euro abendlich zum Spielen an den Einarmigen Banditen. Dafür waren manche Motels so heruntergekommen, dass wir vorsorglich Testamente abschlossen. Sicherlich komme ich im Rahmen der Halbzeitbiografie noch auf die ein oder andere Reise intensiver zu sprechen.


Die Touren organisiert immer ein anderer – so der Plan. Geflügelter Satz ist indes: „In diesem Jahr ist aber mal der Lars dran“. Ich liebe diese Touren, auch wenn sie immer denselben Dreiklang haben. Wiedersehensfreude, Lachen und Weinen, Abschied mit dem festen Vorsatz „ab sofort wird in unserem Leben alles anders.“ Beim nächsten Buchstaben geht es dann wieder von vorne los. Herrlich!


Schnickschnack gibt es nicht. In Unterhaching etwa hatten wir eine Wohnung, die wochentags für osteuropäische Wanderarbeiter reserviert war. Sie war saugünstig und ermöglichte uns bei unserem Budget die Teilnahme an einem Escaperoom-Erlebnis, eine Gondelfahrt auf das Brauneck, eine Raftingtour auf der Isar und die ein und andere Maß Bier.


Wir haben als überzeugte Biertrinker an Weinproben teilgenommen, haben an Anne’s Kiosk philosophiert, wir sind mit der Kutsche durch die Heide, haben uns beim Paintball blamiert, wir sind alle im Besitz eines Segway-Führerschein (Norderney, toll), wir haben uns beim Swin-Golfen versucht (konnten alle nur Lise nicht), wir haben in Hamburg Musikboxen mit Roberto Blanco Hits gefüttert und wir sind alle tätowiert. Wir alle haben eine 5 oder die ausgeschriebene Variante „Fünf“ auf dem Arm.


Alle meine vier Freunde aus der Fünfer-Gruppe haben schon die 5 vorne. Nächstes Jahr komme ich dazu. Das sind übrigens bislang die einzigen Feste, an denen die Partnerinnen dabei sind. Unter uns: Wir sind sowieso auf diesen Touren nicht vorzeigbar. In Bremen hatten wir auf der Zugfahrt (Schönes-Wochenend-Ticket für fünf Personen), die Wermut-Schwestern kennengelernt. Damals war es noch erlaubt, in Zügen Alkohol zu trinken. An Bremen kann sich niemand von uns mehr so richtig erinnern. Ich zog am nächsten Morgen eine Karaoke-Karte aus meiner Tasche. Demnach hatte ich mich als „Pit Brett“ ausgegeben und „Que Sera Sera“ von Doris Day gesungen. Es tauchten danach immer wieder verschwommen Bilder einer Bowlingbahn auf, aber so genau wissen wir das nicht mehr. Meine Frau verbot mir fortan nie, unter keinen Umständen, eine Tour innerhalb des Verbreitungsgebietes der Zeitung zu machen, für die ich gerade arbeite. Ich habe es auch nie getan.


Was wir aber haben, sind unvergessene Erinnerung, einiges ist Konserviert in unserer WhatsApp-Gruppe. Wie diese Unterhaltung zwischen Lise, Scholli und Chico.

Lise: Wo seid ihr?

Chico: Im Hotel

Lise: Wir sind in einem Club. Hat die Bar bei Euch auf?

Chico: Nö.

Lise: Und was macht ihr?

Scholli: Liegen.

Lise: Alter … kommt doch zu uns.

Scholli: Kommt doch zu uns!?

Lise: Wo seid ihr denn?

Scholli: Hotel.

Lise: Hat die Bar bei Euch auf?



 

Reichen eigentlich 49 Jahre, na gut, fast 50 Lebensjahre aus, um eine Halbzeitbiografie zu schreiben? Ich denke, es hat sich eine Menge Kurioses, Schönes, Nachdenkliches und Lustiges angesammelt. Bis zu meinem 50. Geburtstag schreibe ich einige Erinnerungen hier einfach einmal nieder. Will doch keiner lesen? Ja Gott, dann lasst es. Wen es interessiert ... willkommen in meiner Welt.

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