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Nummer 1464

Ein Foto, fünf Wörter, eine Geschichte. Mein Neffe Marcel hat mir erneut ein Foto und fünf Wörter geschickt. Mit dem Bild und aus den Wörtern muss ich eine (fiktive) Geschichte schreiben - binnen eines Tages. Die Wörter: Wuhan, Fledermaussuppe, Cthulhu, Ampel, Alexasprachfernbedienung.
Das Foto von Marcel, und hier ist die Geschichte dazu:

Er musste raus aus diesem Corona-Hotspot, schnellstens. Als die permanent rote Ampel auf der Yanjiang Avenue in Wuhan seinen Rückflug über Peking nach Amsterdam verhinderte und er sich über seine Smartwatch mithilfe der Alexasprachfernbedienung Tipps für einen unfreiwilligen Nachmittagssnack holte, musste ihm ja dieses Restaurant als Empfehlung angeboten werden. Im Kanglong Taizi Restaurant in Wuhan ist Fledermaussuppe die Spezialität. Dieses Vampirviecher hatten die ganze Seuche losgetreten. Das konnte doch kein Zufall mehr sein. Er bestellte sich eine Portion Entenbrust. Das ganze Ausmaß dieser Verschwörung hatte er aber seiner Marotte zu verdanken, grundsätzlich chinesische Namen zu übersetzen. Auf seiner Rechnung stand der Name seiner Bedienung. Sein Kellner hieß 克苏鲁. Als er seinen Google-Übersetzer bemühte, stockte ihm der Atem: Ausgesprochen als „Kè sū lǔ“ zeigte sein Programm das Wort „Cthulhu“ an. Jetzt war ihm klar, dass hier dämonische Kräfte am Werk waren. Das Virus konnte nur Übel einer außerirdischen Macht sein. Cthulhu war kein Mythos. Er wusste das schon seit langem. Jetzt konnte es keine Zweifel mehr geben. Das Virus…, China…, Amazon-USA…, sie alle steckten unter einer Decke.


Wenn er Nebenstraßen und nicht über die stark frequentierten Fernstraßen G4 oder G45 nach Peking fahren würde, könnte er die fast 1200 Kilometer von Wuhan nach Peking in dreizehn oder vierzehn Stunden schaffen. In Peking selbst würde er sich zu Fuß bis zur Xingdong Road durchschlagen. An dieser Straßen liegen viele Botschaften, auch die deutsche.


Als er im Schutze der Dunkelheit mühelos dank seines deutschen Reisepasses die deutsche Botschaft erreichte, erzählte er sofort einem Botschaftsmitarbeiter seine Entdeckung. Das Virus, die Verflechtungen, die er aufgedeckt hatte … Der freundliche Herr im dunklen Anzug rief einem anderen Mitarbeiter in perfektem chinesisch zu: „Hier ist noch so ein Spinner, der an eine Weltverschwörung glaubt.“

„Was haben Sie gesagt?“, fragte er.

„Wir kümmern uns“, sagte der Mitarbeiter.


Der Mann von der Botschaft nahm ihm die Jacke ab und reichte ihm einen Tee. „Hier ist ihre Garderobenmarke. Wenn Sie die Nummer auf dem Zettel hören, gehen Sie bitte direkt in den Raum mit der Nummer 3 und erzählen sie dann alles, was ihnen aufgefallen ist.“


Er schaute auf seinen Zettel: 1464. Der Botschaftssekretär ging direkt zum Botschafter. „Wenn das so weitergeht, schaffen wir heute noch die 1500“, sagte er. „Unglaublich, wie viele Geisteskranke hier herumlaufen“, sagte der Chefdiplomat. „Haben wir genug Neurologen hier?“, fragte er noch hinterher. „Nur einen“, erhielt er als Antwort.


Derweil schallte durch den Wartesaal eine blecherne Stimme: „Nummer Vier, Nummer Vier jetzt bitte eintreten.“

 

Lust, Euch an der Aktion zu beteiligen? Schickt mir ein von Euch gemachtes Bild und fünf Wörter dazu. Sollte am Tag mehr als ein Bild bei mir eintrudeln, müsste ich um Aufschub bitten. Ich arbeite dann von vorne weg.

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