Meine Frau verdreht immer die Augen, wenn ich erzähle, dass ich überzeugter Kneipengänger bin. Sie mag das nicht so sehr. Würde ich mir einen Cocktail reinpfeifen oder einen Prosecco schlürfen, wäre mein Image vermutlich das eines erfolgreichen Businessman.
Ich glaube, spätestens seit der Zeit als ich laufen konnte, verbrachte ich den Sonntagmorgen in einer Kneipe in Holzwickede. Mein Vater nahm den Sohnemann mit zum Frühschoppen zu Marianne Schopp. So hieß die Eckkneipe damals in Holzwickede – und so hieß auch die Wirtin. Derweil Mutter das Essen kochte, ging Vater einen Heben. Ich durfte um den Tresen herumlaufen, bekam eine Cola und spielte mit den anderen Kindern, die ebenfalls in die Kneipe verschleppt wurden. Selbstredend wurde in der Kneipe von jedem Gast über 14 Jahre Kette geraucht. Heutzutage würde Mariannes Kneipe vom Gesundheitsamt umgehend geschlossen und wir Kinder wären in Pflegefamilien untergebracht worden.
Meine Erinnerungen an diese Zeit sind dennoch nur positiv – und sie haben mich geprägt. Noch heute liebe ich es, am Tresen zu sitzen, ein Bierchen zu trinken und mit bekannten und unbekannten Gästen zu plaudern.
In einer Kneipe werden Taufen gefeiert und Beerdigungen, Hochzeiten und Scheidungen. Es wird über Politik diskutiert und es werden Witze erzählt. Am Tresen sitzen Geschwätzige und Schweigsame. Es sitzen dort Schicksale, Hoffnungen und Glück. Die ganze Welt an einem Tresen eben. Deshalb schreibe ich an dieser Stelle auch einmal ein paar Tresengespräche auf.
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