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Warum ich nie in Discotheken gehe

Aktualisiert: 14. Jan. 2020


Ich war nie ein Discogänger. Das lag sicherlich auch an meinem eher ungewöhnlichen Musikgeschmack. Chris de Burgh, Reinhard Mey und Barbra Streisand hatten jetzt nicht die Dancefloor-Titel in ihrem Repertoire. Es lag aber auch daran, dass ich Discotheken für denkbar ungeeignet halte, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich bin ein recht mitteilsamer Mensch. In Discotheken muss ich aber zu 95 Prozent raten, was mir mein Gegenüber wohl ins Ohr brüllt.


Als junger Bursche bin ich natürlich auch einmal in die Disco gefahren, um Mädels kennenzulernen. Nun nehme ich für mich in Anspruch, ein guter Unterhalter zu sein, wobei sich Unterhalter in diesem Fall ausschließlich von Unterhaltung ableitet. Ich konnte kein Breakdance und selbst beim Schmuselied „Word“ machte ich eine unglückliche Figur. Nein, die Partys, die mir gefielen benötigten zum guten Gelingen meine Freunde und ein Fässchen Bier.

In der Disco waren mir immer diese Eingangs-Aufpasser suspekt. Von irgend so einem Aufgepumpten musste ich meine Garderobe abnicken lassen, um überhaupt Einlass zu erhalten, ja spinn ich denn…? Wenn ich nicht so eine Schissbuxe gewesen wäre, hätte ich diesen Steroid-Monstern am liebsten permanent ihren Lederimitat-Jacken um die Ohren gehauen. Dieses Mustern, dieses Warten auf das Kopfnicken des Türmannes, diese Panik, dass die Freunde reindürfen und ich nicht ... solche Panikattacken habe ich heute nur noch, wenn ich an der Supermaerktkasse stehe und das bargeldlose Bezahlen zu lange dauert. Ach ja: Vom ersten Augenblick in der Disco, zog ich das Bein nach. Das sollte mich davor bewahren, zum Tanzen aufgefordert zu werden.


Bei mir dauert es in der Regel nämlich mehr als vier Minuten, bis ich den passenden Rhythmus zu einem Lied gefunden habe. Da die Lieder in den 80ern keine vierstündigen Clubhymnen, sondern spätestens nach vier Minuten vorbei warenb, fand ich ehrlich gesagt nie den passenden Rhythmus. Also ließ ich es gleich bleiben.


Das hieß aber auch, dass ich nur durchs Quatschen auf Tuchfühlung mit dem anderen Geschlecht gehen konnte. Das führte einmal in einer Dortmund Disco zu folgendem Dialog:

Ich (laut): Na wie geht’s?

Sie: (laut): Was…?

Ich (es bleibt laut, deshalb erspare ich mir diese Regieanweisung): Wie es geeeht?

Sie: Tina und Du?

Ich: Was?

Sie: Tina und wie heißt Duuuu?

Ich: Lars.

Sie: Nein, ich trinke aus der Flasche.

Ich (lache, es bleibt laut): Nein, kein Glas, ich heiße Lars.

Sie: Ja…, heiß.

Ich: Kenne ich dich nicht aus Holzwickede?

Sie: Wenn du Lust hast, lass uns tanzen.

Ich: Nein…, ich sagte, ich glaube ich kenne dich aus Holzwickede.

Sie: Super, dann los.

Ich: Ich kann nicht tanzen, Sportverletzung…, sonst gerne.

Sie: Mach' ruhig, dann sehen wir uns nachher.


Ich habe nie in einer Disco ein Mädchen kennengelernt, geschweige denn abgeschleppt. Vielleicht hätte ich ja ein zweites Mal hingehen sollen... Dann doch lieder der Partykeller meines Freundes Lise. Da kam ich immer rein.


 

Reichen eigentlich 49 Jahre, na gut, fast 50 Lebensjahre aus, um eine Halbzeitbiografie zu schreiben? Ich denke, es hat sich eine Menge Kurioses, Schönes, Nachdenkliches und Lustiges angesammelt. Bis zu meinem 50. Geburtstag schreibe ich einige Erinnerungen hier einfach einmal nieder. Will doch keiner lesen? Ja Gott, dann lasst es. Wen es interessiert ... willkommen in meiner Welt.

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